Das Rechnungsbuch des Speyerer Druckherrn Peter Drach d.M. ist eine einzigartige Quelle für die Untersuchung des inkunabelzeitlichen Buchhandels. Die Auswertung des Rechnungsbuches zeigt, dass Drachs Ökonomie wesentlich auf der Arbeitsbeteiligung seiner Familie beruhte, deren Mitglieder in dieser Arbeit ausführlich vorgestellt werden. Das Kapital, das für die Drucke gebraucht wurde, konnte Drach auf den Grundbesitz aufnehmen, den die Familie seit Generationen akkumuliert hatte. Obwohl Drachs Geschäft florierte, verkraftete es den Verlust der Unterstützung durch den Rat der Stadt Speyer nicht und brach im überregionalen Großhandel in der zweiten Hälfte der 1490er Jahre fast vollständig zusammen. Den finanziellen Niedergang, der dadurch ausgelöst wurde, konnten auch die Bücherverkäufe an Kleinkunden nicht auffangen. Drachs Tod und der Verkauf von Druckerei und Büchern durch dessen Ehefrau markierten im Jahr 1504 schließlich das Ende des Geschäfts in seiner alten Größe.
Die Angaben im Rechnungsbuch erlauben Antworten auf zahlreiche Detailfragen. So werden u.a. die Finanzierung der Drachschen Drucke, Bücherpreise und Gewinnerwartungen behandelt. Der weiträumige Handel im Gebiet zwischen Antwerpen und Böhmen, Lübeck und Rom lässt sich anhand der Frankfurter und Leipziger Messen, der oberdeutschen Handelsmetropolen Nürnberg und Augsburg sowie am Beispiel der Universitätsstädte Heidelberg und Tübingen nachvollziehen. Geschäfte mit Kleinkunden werden am Beispiel der Kleriker in der Stadt Speyer und den Landdekanaten des Bistums Speyer sowie der Dozenten der Universität Heidelberg untersucht. Als bekanntester Kunde Drachs ist der Humanist Jakob Wimpfeling zu nennen.
In umfangreichen Anhängen sind zu den mehr als 400 Titeln, die Drach vertrieb, die Anzahl der verkauften Exemplare und deren Käufer angegeben. Darüber hinaus lassen sich in den Anhängen zu sämtlichen Orten, die in Drachs Rechnungsbuch genannt sind, die dortigen Käufer und die dort erworbenen Buchtitel ermitteln.
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die erste monographische Untersuchung zur Ökonomie eines Buchdruckers der Inkunabelzeit, seit Oscar von Hase im Jahr 1885 die Geschäftstätigkeit des Nürnbergers Anton Koberger detailliert dargestellt hat.
Erschienen im Scripta Mercaturae Verlag, St. Katharinen. Direktlink zur Verlagsseite.
Rezensionen
„Wer sich für die Wirtschaftsgeschichte des Inkunabeldrucks und spätmittelalterlichen Buchhandels interessiert, wird an diesem Buch nicht vorbeigehen können.“
Josef Pauser, in: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 60 (2007) 1, S. 86-88.
„Von großem Nutzen sind die Tabellen innerhalb des ersten Teiles der Arbeit und besonders im zweiten Teil der Arbeit, durch die die im Rechnungsbuch enthaltenen Informationen in systematisierter Form geboten werden.“
Elisabeth Wunderle, in: IASL online [17.09.2007].
„Inkunabulisten und Historiker des frühen Buchhandels werden dieses trotz der etwas trockenen Materie gut lesbare Werk daher dankbar und mit Gewinn zur Hand nehmen. […] Schon wegen der ersten beiden Anhänge mit ihrer gut gegliederten Informationsfülle ist Mäkeler ein Stammplatz in jedem fachwissenschaftlichen Handapparat sicher.“
Falk Eisermann, in: Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler, Neue Folge 5 (2007), S. 370f.
„Mäkelers Erkenntnisse haben in der Tat unser Wissen über die ,Buchwirtschaft‘ des 15. Jahrhunderts erheblich erweitert und vertieft. Zugleich bietet sein Werk, vor allem der akribische Tabellenteil, mancherlei Ansatzpunkte für geisteswissenschaftliche Forschungen, vor allem auf den Gebieten der Theologie, der Liturgie, des Kirchenrechts und der Bildungsgeschichte des spätmittelalterlichen Klerus.“
Hartmut Harthausen, in: Pfälzer Heimat 59 (2008) 1, S. 39f.
„Vom Anteil der selbst gedruckten zu den vertriebenen Büchern (S. 59: 18 %) über die Untersuchung der Buchpreise bis hin zu den Käuferpräferenzen der verschiedenen Abnehmergruppen wird dem Leser ein gleichzeitig faszinierendes und informatives Bild des spätmittelalterlichen Buchdrucks und -handels geboten und die besondere Qualität der untersuchten Quelle eindrucksvoll bestätigt.“
Christian Keitel, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 67 (2008), S. 558.
„Überaus interessant nehmen sich die Ausführungen zur Aussagekraft des Textes hinsichtlich der Buchpreise aus, zumal gerade dieser Aspekt in der Forschung stark umstritten ist. […] Mäkeler hat eine qualitätvolle Studie vorgelegt, die nicht nur die bisherigen Forschungen zu Peter Drach bündelt, sondern vor allem mit den im Anhang beigegebenen Listen den Inhalt des Rechnungsbuches in jetzt systematischer Weise erschließt.“
Bernhard Lübbers, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 71 (2008), S. 323-326.
„Trotz einiger Kritikpunkte zu den Anhängen der Arbeit bleibt festzuhalten, dass mit Mäkelers Arbeit ein überaus wichtiger Beitrag zur Erforschung des Buchhandels der Inkunabelzeit erschienen ist.“
Oliver Duntze, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 63 (2008), S. 232-236.
„Das Buch Hendrik Mäkelers ist eine sehr begrüßenswerte Fleißarbeit, die das Rechnungsbuch nach allen Regeln der Statistik auswertet. Sie ist seit langer Zeit die erste umfassende Arbeit zum Buchhandel der Inkunabelzeit und ist für die sächsische Buchhandelsgeschichte sehr informativ.“
Thomas Döring, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 79 (2008), S. 316-318.