Bernd Kluge, Numismatik des Mittelalters, Bd. 1: Handbuch und Thesaurus Nummorum Medii Aevi (SB Wien 769 = Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission 45) […], dans: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 65 (2009) 2, pp. 724sq.
Critique
Mit seinem Handbuch der Mittelalternumismatik hat sich K. einer herkulischen Aufgabe angenommen. Auf für dieses Vorhaben sehr knappem Raum stellt er zunächst die Methoden der Numismatik besonders des MA dar (S. 21-45), geht dann auf Münzherstellung, Münzhoheit und den Begriff der Münze ein (S. 45-56) und liefert einen Grundriß der Geldgeschichte für die Zeit von 500 bis 1500 (S. 57-70), um schließlich in Form eines „numismatischen Kompendiums“ die wesentlichen Münzstände Europas abzuhandeln (S. 71-182). Darüber hinaus wird auch die „Islamische Welt bis zum 10. Jahrhundert“ berücksichtigt (S. 182-184), was aufgrund der wichtigen Rolle gerechtfertigt ist, die der Import arabischer Münzen in den Ostseeraum bis zu jenem Zeitraum spielte. Im Anschluß an diesen darstellenden Teil bringt das Handbuch eine ausführliche Bibliographie zur Mittelalternumismatik (S. 185-286), die allerdings ausschließlich Monographien berücksichtigt. Den umfangreichsten Teil des Werkes nehmen schließlich Beschreibungen von knapp 1500 Münztypen und – jeweils auf der gegenüberliegenden Seite – hervorragende Farbabbildungen aller angeführten Gepräge ein (S. 287-463). Durch umfassende Register wird der Band erschlossen (S. 465-511). – K. bezeichnet sein Werk selbst als den „Versuch, mit den Möglichkeiten eines im Museum tätigen Numismatikers den numismatischen Wald des Mittelalters zu beschreiben und für den Historiker mit Wegekarten auszustatten“ (S. 15). Dies ist zweifelsohne vorbildlich gelungen: Man kann sich knapp über die wissenschaftliche Methodik der Numismatik ebenso informieren wie über das Aussehen der meisten Münzsorten, die im MA von Bedeutung waren und in den Schriftquellen genannt sind. Auch das jeweils aktuelle numismatische Handbuch zu einem speziellen Bereich läßt sich dank dieses Werkes nun ohne Schwierigkeiten auffinden. Natürlich wäre es angesichts des Zwangs zur Verkürzung, ja zum „Verzicht auf verbindende Sätze und stilistische Eleganz“ (S. 20) ein Leichtes, für einzelne Spezialbereiche Fehlendes oder zumindest Wünschenswertes zu nennen – der Rezensent vermißt etwa unter § 17 zum Begriff der Münze im MA das einschlägige Isidor-Zitat Moneta appellata est quia monet ne qua fraus in metallo vel in pondere fiat und hätte im Katalogteil eine Beschreibung des Münzbildes und die Angabe der Münzumschriften für sinnvoll erachtet –, doch würde kleinliche Kritik der mit diesem Werk vollbrachten enormen Leistung keinesfalls gerecht werden. Man wird den Band gemäß der Intention seines Vf. vielmehr dankbar als grundlegenden Wegweiser für alle Bereiche des ma. Münzwesens zu Rate ziehen und für weitere Details dem angekündigten zweiten Band, der Belege, Kommentare und die spezielle Aufsatzliteratur umfassen soll, mit gespannter Vorfreude entgegensehen. Für den Mittelalternumismatiker verbindet sich mit dem lange erwarteten Erscheinen dieses aktuellen Handbuchs jedoch nicht zuletzt die Hoffnung auf eine stärkere Berücksichtigung numismatischer Quellen durch den Historiker – denn die Ausrede, dieses Material sei nur für Spezialisten zu überschauen, taugt dank K.s Werk nun nicht mehr.