Robert A. Levinson: The Early Dated Coins of Europe, 1234-1500. An illustrated catalogue and guide to dated medieval coinage

Robert A. Levinson: The Early Dated Coins of Europe, 1234-1500. An illustrated catalogue and guide to dated medieval coinage […], in: Geldgeschichtliche Nachrichten 43 (2008) 238, pp. 173sq.

 

Review

Robert A. Levinson hat sich das Ziel gesetzt, mit dem vorliegenden Sammlerkatalog ein neues Zitierwerk für diejenigen Münzen zu schaffen, die bis zum Jahr 1500 geprägt und mit Jahreszahlen gemäß der christlichen Zeitrechnung versehen wurden. Zuletzt hatte Albert Frey dieses Thema in monographischer Form behandelt, dessen 1915 erschienenes Werk zwischenzeitlich mehrfach nachgedruckt und ergänzt worden ist. Demgegenüber hat Levinson eine neue Gliederung des stark vermehrten Materials vorgenommen. Im Gegensatz zu Frey, der seinen Katalog durchgängig nach dem Prägejahr anordnete, trennt Levinson acht Regionen voneinander: Deutschland, die südlichen Niederland, die nördlichen Niederlande, die habsburgischen Erblande sowie deren Nachbargebiete, die Schweiz, Skandinavien, Italien und Frankreich. Seine Unterteilung begründet Levinson mit der ähnlichen Gestaltung der meisten Auktionskataloge.

Der Verfasser übersieht bei dieser Aufteilung allerdings, daß sie in Auktionskatalogen deshalb sinnvoll ist, weil das darin präsentierte Material sich gewöhnlich nicht auf das Mittelalter beschränkt. Bei einem Münzbestand wie dem hier präsentierten, der nur mittelalterliche Gepräge umfaßt, ist eine Trennung von Münzen aus der Schweiz von den deutschen Geprägen dagegen anachronistisch. Gleiches gilt für zahlreiche der in dem Buch unter niederländischen Prägeständen katalogisierten Münzen. Diverse zusammenhängende Prägegruppen werden auf diese Weise auseinandergerissen. Daher hätte man besser wohl die von Frey bekannte Gliederung beibehalten.

Der Katalog der Gepräge ist durchgehend illustriert. Die Druckqualität der Abbildungen kann man jedoch bestenfalls als mittelmäßig bezeichnen. Manche Stücke lassen sich sogar kaum erkennen, was hier meist nicht an der Erhaltung der Originale liegt. Immerhin muß jedoch das Bemühen anerkannt werden, alle Typen abzubilden. Einen guten Eindruck von einer Auswahl der Münzen vermitteln dagegen die Farbtafeln.

Auf den Katalogteil folgt eine Überblicksdarstellung zu den Prägeständen, die im Mittelalter datierte Münzen ausgebracht haben. In diesem Abschnitt sind die Prägestände unterhalb der Regionen in alphabetischer Folge sortiert. Gelegentlich finden sich äußerst knappe allgemeine Angaben zur Prägetätigkeit der betreffenden Münzherren. Interessanter sind dagegen die Listen zum Auftreten der datierten Münzen, die ein Auffinden etwa sämtlicher Aachener Gepräge in dem chronologischen Katalog ermöglichen. Außerdem hat sich der Verfasser in diesem Zusammenhang der Mühe unterzogen, die relative Seltenheit der katalogisierten Stücke zu ermitteln und sie jeweils anhand einer neunstufigen Skala anzugeben. Auf Preisangaben wurde dagegen an dieser Stelle verzichtet, die stattdessen einer beigelegten zwölfseitigen Preisliste zu entnehmen sind.

Die Lageangaben zu den einzelnen Herrschaftsgebieten, wo die Münzen geprägt wurden, sind eher auf ein amerikanisches Publikum ausgerichtet. Auch in anderem Zusammenhang hat man als europäischer Leser gelegentlich Grund zur Irritation. So spricht der Verfasser auf S. 206 davon, daß Göttingen eine Universitätsstadt und Mitglied der Hanse gewesen sei – die Universität Göttingen ist aber bekanntlich keine mittelalterliche Gründung, sondern erst 1733 gestiftet worden.

Zur Orientierung beim Sammeln von Münzen mit Datierung in christlicher Zeitrechnung aus der Zeit vor 1501 wird man den Katalog jedoch gewiß hilfreich finden. Zudem dürfte der Band zukünftig das grundlegende Zitierwerk dieser Gepräge werden. Trotz der großen Mühe, die der Verfasser in das Werk investiert hat, bleibt der Leser jedoch für ausführlichere und zuverlässigere Angaben zum historischen und numismatischen Umfeld der Prägungen auf weitere Literatur angewiesen.

Hendrik Mäkeler