K. Bakker, F.A. Bodde, D. Schmidtsdorff, Chr. Stadler, B. Traeger (Red.): Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte, Band 3 […], in: Geldgeschichtliche Nachrichten 37 (2002) 207, S. 111.
Rezension
Im Jahr 2001 gehörte auch die Bremer Numismatische Gesellschaft in den Kreis der Vereine, die ihr 50jähriges Bestehen feiern konnten. Im Zusammenhang mit diesem Anlaß brachte die rege Gesellschaft einen weiteren Band der Reihe „Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte“ heraus. In ihm sind 16 Beiträge zu Münzen der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit sowie über Medaillen versammelt.
Einleitend erzählt B. Traeger von der Vereinsgeschichte, gleich darauf geht er noch einmal der fälschlichen Zuweisung griechischer Münzen an Pyranthos (Kreta) nach, die eigentlich nach Hierapytna gehören. M. Gutgesell liefert einen Beitrag zur Prosopographie der römischen Republik, indem er den Stammbaum der gens Rustia rekonstruiert, aus der zwei Münzmeister hervorgingen. H. Kloft widmet sich der Herakles-Rezeption im allgemeinen und unter Kaiser Commodus (180-192) im besonderen. P. Ilisch stellt Imitationen Kölner Münzen der Ottonenzeit vor, deren Entstehung er in Skandinavien vermutet (frühestes Fundauftreten: Kjelstrup, Dänemark, t.p.q. 1023). D. Schmidtsdorf zeigt vor dem historischen Hintergrund unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten für die Entstehung von Dannenberg 2020 auf, einen Denar des 11. Jh.s, der das Bild von Münzen aus Jever aufnimmt, wegen eines Krummstabes als Beizeichen aber von Dannenberg als Bremer Gepräge vermutet wurde. M. Mehl trägt einen neuen Münztyp zu seinem Corpuswerk über Hildesheim nach, dessen Rückseitenumschrift den Anfang des Alphabetes zeigt, und bringt zu diesem Phänomen weiteres Vergleichsmaterial. J.-Chr. Hinrichs macht darauf aufmerksam, daß in Anatolien im frühen 14. Jh. bereits eine Gegenstempelung stattfand, wie sie in Mitteleuropa etwas später gegen Mitte des Jh.s auftrat, und interpretiert 49 unterschiedliche Gegenstempel. F. Berger präsentiert den kompletten Bestand Bremer Münzen von Erzbistum, Stadt sowie schwedischem Erzbistum Bremen-Verden im Historischen Museum Frankfurt (insgesamt 314 Exemplare, davon Bremer Gegenstempel auf sieben fremden Münzen). D. Hölscher revidiert die Zuweisung eines Hohlpfennigs des 16. Jh.s an Münster, den er aufgrund eines neu aufgetauchten Stückes wieder in die Prägereihe des Reichsstifts Herford legen kann. Chr. und M. Stadler setzen einen Katalog (mit Seltenheitsangaben) der Bremer Schwaren für die Zeit von 1541 bis 1675 fort (der erste Teil für das 14. und 15. Jh. erschien 1997 im ersten Band der Bremer Beiträge). Aus der Schweizerischen Numismatischen Rundschau 74, 1995, ist ein italienischer Artikel von L. Bellesia übersetzt, der sich mit der Nachahmung von 28-Stüber-Stücken der Stadt Emden in Modena und dem Prozeß gegen die Fälscher 1656 beschäftigt, die von der Anklage der Fälschung freigesprochen wurden (!). P. Berghaus schreibt über den Bremer Antiquar und Münzsammler J. H. Eggeling (1639-1713) und stellt einige Münzen vor, die Graf Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt 1701 von ihm erwarb. Außerdem kann er den bisher unbekannten Fund von Wienbergen (vergraben nach 1392, entdeckt 1696), der zur Bestimmung an Eggeling gelangte, nach den Münzzeichnungen des 17. Jh.s rekonstruieren und in die Geldgeschichte des Weser-Ems-Gebietes im späten 14. Jh. einordnen. H. R. Derschka handelt ebenfalls über Fundmünzen und stellt acht bei einer Grabung in der Heilig-Geist-Pfarrkirche in Durach (Lkr. Oberallgäu) gefundene Stücke vor, die meist aus dem schwäbischen und nordostschweizerischen Raum stammen und eine Zeitspanne vom 12./13. bis zum 18. Jh. umfassen. H. Maué stellt Zeugnisse des 18. Jh.s zur Beurteilung von Medaillen zusammen, darunter zeitgenössische Numismatiker, aber auch Selbstzeugnisse von Medailleuren, Reaktionen der Auftraggeber und Ansichten der Verleger. H. Bendig veröffentlicht einen Nachtrag zu den „Numismatischen Beziehungen zwischen Oldenburg und Schaumburg-Lippe“ (Bremer Beiträge 1, 1997), der insbesondere Charlotte Sophie von Bentinck-Aldenburg gewidmet ist, die nach der Trennung von ihrem ersten Ehemann mit Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe (1728-1748) und dessen Frau in einem Dreiecksverhältnis lebte und die nach Ansicht des Verfassers „wohl die bedeutendste Münzsammlerin aller Zeiten“ war.
Der Band enthält also viele interessante Beiträge, die alle sorgfältig redigiert sind. Er ist über die Bremer Numismatische Gesellschaft (Parkallee 8, 28209 Bremen, Fax 0421/3479485) erhältlich.
Hendrik Mäkeler